09.06.2021
Jeden Tag eine neue Herausforderung
Absolvent Sören Makel koordiniert heute die für die Coronapandemie eingerichtete Amtsstelle in Bremerhaven
Kein Thema war im letzten Jahr so präsent wie die Coronapandemie. Bei den sich ständig ändernden Regelungen, Fallzahlen und Maßnahmen fällt es oftmals schwer, den Überblick zu behalten. Den Überblick behalten, das ist ein großer Teil von Sören Makels Arbeit. Der Absolvent des Masterstudiengangs Integrated Safety and Security Management koordiniert aktuell die Amtsstelle 53 C in Bremerhaven, die eingerichtet wurde, um das ganzheitliche Krisenmanagement für die Coronapandemie sicherzustellen. Zudem ist er als Lehrbeauftragter an der Hochschule Bremerhaven tätig und gibt seine Erfahrungen aus der Praxis an die Studierenden weiter.
"Herausfordernd", ist die Bezeichnung, die Sören Makels aktuellen Beruf wahrscheinlich am treffendsten beschreibt. Als organisatorischer Leiter der Amtsstelle 53 C ist es seine Aufgabe, alle Teilprozesse, von der Telefonzentrale bis zur Kontaktnachverfolgung, vom Ausbruchsmanagement bis zur Befundadministration, nach den Maßgaben der Krisenstabsleitung zu koordinieren. In Zusammenarbeit mit dem Krisenstab stellt die Amtsstelle 53 C alles dar, was man unter dem Begriff Coronapandemiebekämpfung versteht. "Die Zahlen, die das RKI veröffentlicht, das sind die Fälle, die wir hier tagsüber administrieren. Hinter jeder dieser Zahl steht eine Person, die das Virus trägt. Für jede Zahl, die dort auftaucht, müssen Maßnahmen diskutiert, entschieden und von den verschiedenen Bereichen initiiert werden. Das ist meine Aufgabe, das sicherzustellen und zusammenzuführen.", erklärt Sören Makel.
Die Amtsstelle 53 C könne man als das Erfolgsmodell bezeichnen, welches zwischen Verwaltung und operativer Gefahrenabwehr in der Pandemielage ein schlagfähiges Instrument darstellt, um alle Maßnahmen, die koordiniert und zusammengeführt werden müssen, nach Vorgabe der Krisenstabsleitung umzusetzen, fährt er fort.Zusätzlich zu seinen Aufgaben rund um die Pandemiebekämpfung, koordiniert er den Personalapparat. Vom Personalentwicklungsgespräch über die Krankmeldung bis hin zur Beförderung kümmert sich Makel mit dem Leitungsteam um aktuell rund 100 Mitarbeiter:innen in der Amtsstelle.
Was gewinnt gegen Corona?
Wenn nicht gerade eine Pandemie bekämpft werden muss, ist Sören Makel als Feuerwehrmann auf der zentralen Feuerwache tätig. Die Aufgabe dort lasse sich kurz und bündig beschreiben: "Wasser gewinnt gegen Feuer", so Makel. Aber was gewinnt gegen Corona? Seine Antwort darauf ist: Struktur. Struktur damit der enorme administrative Aufwand gestemmt werden kann, die Eingriffe in das Leben der Bürgerinnen und Bürger immer verhältnismäßig sind und Struktur, damit die Virusketten gefunden und gestoppt werden können. Beispielhaft sei den Bürgerinnen und Bürgern nicht damit geholfen, ihnen einfach Schnelltests in den Briefkasten zu werfen. "Was ist bei einem positiven Befund zu tun? Wer kümmert sich, wer ist Anlaufstelle für Fragen, Sorgen und Bestätigungstests? Mit transparenten und klaren Strukturen versuchen wir gegen jegliche Verunsicherung anzuhalten", erklärt Makel.
Auf Erfahrungswerte zur Pandemiebekämpfung zurückgreifen ist kaum möglich. Eine vergleichende Betrachtung zu früheren Simultanereignissen, ein Lessons Lerned, existiert nicht. Niemand hat schon mal ein Jahr Pandemiebekämpfung in Realstrukturen trainiert oder gar praktiziert. Somit ist faktisch alles, was aktuell geleistet wird, für Sören Makel und sein Team Neuland. Das betrifft das konzeptionelle Arbeiten und auch die alltägliche Routine. "Von der Software, die wir verwenden bis hin zur Postrunde. Wir verantworten alle -und damit meine ich Bürger:innen, Gesundheitsämter, Gefahrenabwehrbehörden und Politik- zum ersten Mal in dem Umfang, in der Stetigkeit und in der Langfristigkeit eine Krisenbewältigung, die in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar erschien", so der organisatorische Leiter. Hinzu kommt eine enorme Arbeitslast. "Wir sind hier 100 Leute und haben Arbeit für 200. Das fasst es ganz gut zusammen", resümiert Makel.
Mit mangelnden Ressourcen eine Aufgabenflut zu bewältigen ist für den Krisenmanager nichts Neues. Katastrophen sind sein Ding. Ruhig und sachlich erörtert er wie Priorisierungen erfolgen und wie mit dem Restrisiko umgegangen wird. Ein unaufgeregter Charakter, der das Zusammenwirken aller Beteiligten im Blick hat. Auch das Studium an der Hochschule Bremerhaven hat ihn darauf vorbereitet sagt er. Nach seiner Bundeswehrzeit bei den Marineschutzkräften absolviert Makel eine Ausbildung zum Notfallsanitäter und studierte in Hamburg Rettungsingenieurswesen. Anschließend folgten zehn Jahre in Bundes- und Länderministerien. Immer in den Bereichen Katstrophenschutz und Krisenmanagement arbeitet er unter anderem beim Havariekommando, einer gemeinsamen Einrichtung des Bundes und der Küstenländer für maritimes Notfallmanagement. Parallel dazu begann er 2013 sein Masterstudium an der Hochschule Bremerhaven und wechselte nach erfolgreichem Abschluss in den Dienst der Feuerwehr Bremerhaven - "Eine moderne Feuerwehr hinter der natürlich weitaus mehr steht als Wasser gewinnt gegen Feuer", fügt er lächelnd hinzu.
Vom Studenten zum Lehrbeauftragten
Seine jahrelange Erfahrung gibt er jetzt an die Studierenden des Masterstudiengangs Integrated Safety and Security Management (ISSM) an der Hochschule Bremerhaven weiter. Dort ist er als Dozent für den Bereich öffentliche Gefahrenabwehr tätig. Er und seine Kolleg:innen arbeiten in den Vorlesungen viel mit Beispielen. Erfolgreiche Krisenbewältigung brauche kluge kreative Praktiker, sagt er.
Den engen Praxisbezug sieht Sören Makel als einen großen Pluspunkt des Studiengangs ISSM: "Die Studierenden haben dort die Möglichkeit in einer Laboratmosphäre, also einer sehr sicheren Umgebung, in der Hochschule mit einem enorm präsenten Praxisbezug auf das spätere Berufsleben vorbereitet zu werden. ISSM ist ein geeigneter Masterstudiengang, der vielfältig vorbereitet und dabei stets die eigene Profilschärfung der Studierenden im Fokus behält".
Da er vor einiger Zeit selbst als Student die Veranstaltungen des viersemestrigen Studiengangs besucht hat, weiß er aus eigener Erfahrung, worauf es in diesem Studium ankommt."Bachelorabsolvent:innen mit Interesse im Bereich des Risikomanagements, der Gefahren- und Schadensabwehr, dem Mut und der Kreativität zur Einflussnahme in der Optimierung in Verwaltung und Unternehmen. Menschen mit einer vielfältigen Vorbildung aus den unterschiedlichen Bereichen mit der Überzeugung, fürs Gemeinwohl eintreten zu wollen", so beschreibt er die Personen, für die der Masterstudiengang ISSM auf jeden Fall geeignet ist.