02.02.2021
Zeitschrift der Straße wird zehn Jahre jung
Vielfach prämiertes Sozial- und Lernunternehmen unterstützt Wohnungslose
Was an der Hochschule Bremerhaven als innovative Idee für ein Lernprojekt begann, ist inzwischen eine Bremer Institution: die Zeitschrift der Straße. Studierende betreiben das Straßenmagazin gemeinsam mit sozial benachteiligten Menschen und verhelfen ihnen so nicht nur zu einer Einkommensquelle, sondern auch zu mehr Anerkennung und Struktur im Alltag. Die Studierenden übernehmen konzeptionelle und redaktionelle Aufgaben und kümmern sich um das Marketing. Eine professionelle Chefredaktion unterstützt sie dabei. Für den reibungslosen Ablauf des Vertriebs sorgen Ehrenamtliche, die sich um die Straßenverkäuferinnen und -verkäufer kümmern. Dass dieses weltweit einzigartige Modell erfolgreich sein kann, beweist das preisgekrönte Bremer Straßenmagazin nun schon seit zehn Jahren. Fast 600 Studierende waren bisher an der Erstellung der 84 Ausgaben beteiligt.
Vor genau zehn Jahren, am 2. Februar 2011, erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift der Straße. Die Idee dafür hatte Prof. Dr. Michael Vogel, Wirtschaftsprofessor an der Hochschule Bremerhaven, aber bereits zwei Jahre zuvor. Seine Vision: Den Studierenden fachübergreifendes Lernen im Studium zu ermöglichen und dieses mit einem gesellschaftlichen Nutzen zu verbinden. „Die zentrale Innovation der Zeitschrift der Straße besteht darin, Studierenden ein herausforderndes Umfeld für Erfahrungslernen und gesellschaftliches Engagement zu bieten und im Gegenzug ihre Lern- und Prüfungsleistungen als Ressource zu erschließen“, so Prof. Vogel. Er holte als Kooperationspartner den Verein für Innere Mission in Bremen und die Hochschule für Künste an Bord, kümmert sich um den Gründungsprozess und das Startkapital und übernahm ehrenamtlich zehn Jahre lang die Leitung der Zeitschrift der Straße zusammen mit Bertold Reetz, damals Bereichsleiter der Wohnungslosenhilfe der Inneren Mission.
Bereits ein Dutzend Mal wurden die Zeitschrift der Straße und Prof. Dr. Vogel inzwischen für ihre Arbeit ausgezeichnet, darunter 2017 mit dem Deutschen Bürgerpreis. „Für manche der Verkäuferinnen und Verkäufer ist der Straßenverkauf die einzige Einkommensquelle und für die meisten ein wichtiger Anker im Leben, der Tagesstruktur, Zugehörigkeit und Anerkennung bedeutet“ weiß Prof. Dr. Vogel. „Ich wünsche mir, dass dieses Modell – benachteiligte Menschen und Studierende betreiben gemeinsam ein Unternehmen zum beiderseitigen Nutzen – noch mehr Aufmerksamkeit und Verbreitung findet.“
Im März 2020 begann das Team der Zeitschrift der Straße, den Straßenverkäuferinnen und –verkäufern wöchentlich einen Ausgleich für ihre coronabedingten Verkaufseinbußen zu zahlen. Die Zahlungen helfen ihnen bei der Bewältigung der Dreifachbelastung aus Armut, Winter und Pandemie. Spenden sind möglich unter:
Verein für Innere Mission in Bremen
Bank: Sparkasse Bremen
IBAN: DE22 2905 0101 0001 0777 00
BIC: SBREDE22XXX
Verwendungszweck: Zeitschrift der Straße
Weitere Informationen zum Straßenmagazin unter https://zeitschrift-der-strasse.de.