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30.04.2024

Vorlesung einmal anders: Studierende starten Smart Mob im Bremerhavener Klimahaus

Studium

"Es geht um konkrete Formen, solidarisch soziale Themen sichtbar zu machen"

„Die Klimakrise ist die globale Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Ihre Auswirkungen sind nicht nur ökologisch, sondern auch sozial spürbar“, sagt Dr. Michael Böwer, der im Studiengang Soziale Arbeit der Hochschule Bremerhaven die Professur für Theorien und Methoden Sozialer Arbeit innehat. „Die soziale Krise provoziert Fragen nach Frieden, Menschenrechten, Bildung, sozialer Gerechtigkeit, Gesundheit, Fluchtmigration, Gender und Postkolonialismus – und damit auch für uns in der akademischen Ausbildung“, unterstreicht er mit Blick auf die Expertise in seinem Kollegium. Als Organisations- und Kinderschutzforscher ist er auf das Bremerhavener Klimahaus zugegangen, um mit den dort Verantwortlichen über Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu sozialen Klimafolgen und der Bildungsarbeit ins Gespräch zu kommen.

Sehr konkret wurde es in der jüngsten Freitagsvorlesung: Nach einem Impuls zum Managementklassiker „Bilder der Organisation“ von Gareth Morgan blieben die Studierenden nicht auf den Klappsitzen des Hörsaals sitzen, sondern wechselten mit einem Smart Mob auf die Stufen im Foyer des Klimahauses. Der Smart Mob ist eine Unterform des Flash Mobs, entwickelt vom US-Amerikaner Howard Rheingold. Ein scheinbar spontaner Menschenauflauf kommt an einem (halb-)öffentlichen Platz zusammen und bringt eine soziale Botschaft an die überraschten Passant:innen. „Wir sind auf Schüler:innengruppen und Senior:innen getroffen, Familien gingen an uns in den Ausstellungsbereich vorbei – und schauten teils verwundert auf, als sich auf mein Signal hin nacheinander Gruppen von zwei bis vier Studierenden erhoben und in kurzen Szenen pantomimisch oder im Sprachdialog die Organisation als totales, als fließendes, sich wandelndes oder als machtbesetztes System vorstellten“, berichtet Professor Böwer. „Denn egal ob Fridays For Future, Letzte Generation, Weltklimagipfel, globaler Konzern, Unternehmen, Behörden, Europaparlament oder Bundestag – überall sind soziale Mechanismen in Organisationen am Werk, die die Dinge vorantreiben oder blockieren, die auf Widerspruch oder auch auf Szenen treffen, die rückwärtsgewandt die Klimakrise negieren.“

Dem gelte es, aufklärend entgegenzutreten, betont Michael Böwer. In Schulen und Hochschulen, aber auch an öffentlichen Orten: „Es geht um konkrete Formen, solidarisch soziale Themen sichtbar zu machen – das ist etwas, was man nicht aus dem Lehrbuch lernt, sondern eben im Reallabor.“ Dem Smart Mob soll eine intensive Beschäftigung der Studierenden mit dem Lernen in und der Kultur von Organisationen am konkreten Beispiel der gesellschaftlichen Auswirkungen der Klimakrise und von Nachhaltigkeit folgen.
 

Redakteur:in