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16.01.2024

Vielfalt gestalten

Hochschule

Warum die Hochschule Bremerhaven sich sich dem kritischen Blick des Stifterverbandes stellt

Die Vielfalt von Menschen und Lebensformen anerkennen und wertschätzen, Menschen nicht aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Religion oder ihres Aussehens ausgrenzen und allen eine selbstbestimmte Teilhabe ermöglichen. All das mag selbstverständlich klingen, ist es aber vielerorts noch nicht. Manchmal kann es da hilfreich sein, wenn jemand von außen einen kritischen Blick auf bestehende Strukturen wirft und benennt, wo es Verbesserungsbedarf gibt. Dafür hat sich die Hochschule Bremerhaven Unterstützung vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. geholt und erarbeitet im Rahmen des Diversity-Audits eine Strategie, um Vielfalt nachhaltig zu fördern.

Bereits 2013 hat die Hochschule öffentlich ein Zeichen für Diversität gesetzt und die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Sie beteiligt sich seitdem am jährlichen bundesweiten Diversity Tag und bietet für Hochschulangehörige Informationsstände, Diskussionsrunden und Workshops an. Dies bildet allerdings nur einen kleinen Teil dessen ab, was in der Hochschule tatsächlich passiert. „Mit dem Zentrum für Chancengerechtigkeit und Diversity wurde eine Abteilung geschaffen, in der viele Aspekte von Vielfalt zusammenlaufen“, sagt Gudrun Zimmermann, die die Abteilung leitet. Sie und ihre Kollegin Claudia Krieten sind die Ansprechpartnerinnen für alle, die Unterstützung brauchen oder eine Idee haben, wie die Hochschule Vielfalt fördern kann. So entstand beispielsweise in Gesprächen mit Studierenden der „StudiTalk“ mit seinen studentischen Austauschgruppen und Sprachtandems. Doch es geht um mehr, als um eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen, die an verschiedenen Stellen entstehen. „Diversity soll an der Hochschule sichtbar und spürbar sein und nachhaltig betrachtet werden. Wir wollen mehr Verknüpfung zwischen den Menschen schaffen, die bereits in unterschiedlichen Bereichen zu dem Thema arbeiten, lehren und forschen“, so Zimmermann.

Um eine Gesamtstrategie zu entwickeln, hat sich die Hochschule für den Auditierungsprozess „Vielfalt gestalten“ beworben. Dabei wird zunächst ein Blick auf die Ausgangssituation geworfen: Wie setzen sich die Hochschulangehörigen zusammen? Welche Strukturen gibt es bereits, welche fehlen? Es werden Entwicklungsziele formuliert, die im Laufe des Verfahrens erreicht werden sollen. Während der Stifterverband die Struktur des Auditierungsprozesses vorgibt, wird er inhaltlich von den Hochschulangehörigen gestaltet. Jede:r ist eingeladen, aktiv zu werden. Das ist eine Besonderheit in Bremerhaven. „Normalerweise erarbeitet eine Lenkungsgruppe Maßnahmen, die dann umgesetzt werden sollen. Wir möchten den Prozess aber offener gestalten und so gemeinschaftlich lernen, wie wir Vielfalt fördern und sichtbar machen können. Alles, was im Audit erarbeitet wird, fließt direkt in die Arbeit in den Abteilungen ein“, so Gudrun Zimmermann. Mit den Betroffenen sprechen, statt über sie – dies ist das Motto. Auf diese Weise sollen vielfältige Ideen und Sichtweisen in die Strategie einfließen.

Die Ziele, die die Hochschule erreichen möchte, heißen in Bremerhaven „Horizonte“ - angelehnt an das Corporate Design. Es geht darum, die Kompetenzen aller zu schulen, Barrieren abzubauen und Vielfalt an der Hochschule sichtbar zu machen. Für jeden Horizont haben die teilnehmenden Hochschulangehörigen in Workshops Ideen erarbeitet, die umgesetzt werden sollen. Es wurde besprochen, wer Aufgaben übernehmen kann, damit die Ideen auch direkt umgesetzt werden. Dabei überprüfen alle Teilnehmenden auch, wie der aktuelle Stand ist und was sich vielleicht nicht ganz so einfach umsetzen lässt. Zusätzlich gibt es einmal im Monat Gespräche mit der Auditorin, die von außen einen Blick auf den Prozess wirft und so unterstützt.

Im Moment wartet noch viel Arbeit auf alle Beteiligten. Die vielen Ideen aus den Workshops müssen zu Papier gebracht werden. Im Frühling 2024 soll die Hochschule auditiert werden. „Im Moment sieht es ganz gut für uns aus. Wir haben so tolle Kompetenzen im Haus. Wir müssen sie nur sichtbar machen und dann auch nutzen“, so Zimmermann.

Redakteur:in

Zur  Person

Gudrun Zimmermann hat viele Jahre lang in der multikulturellen Stadt Frankfurt am Main gelebt und gearbeitet. Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester hat sie auf dem zweiten Bildungsweg Abitur gemacht und Geographie, Kulturwissenschaften und "Dritte Welt" studiert. Darauf folgte ein Weiterbildungsstudium im Bereich Diversity Management sowie eine freiberufliche Tätigkeit als Diversity-Trainerin und -Beraterin.

Frau Zimmermann war außerdem Lehrbeauftragte für Diversity Management und Interkulturelle Kommunikation im Gesundheitswesen sowie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Interkulturelles Management & Diversity der Hochschule Bremen. Privat engagiert sie sich seit vielen Jahren im Bereich Migration und Flucht.

Seit 2020 leitet Gudrun Zimmermann das Zentrum für Chancengerechtigkeit und Diversity an der Hochschule Bremerhaven.